Logopädie Lexikon Sprechzeit München - Sprachentwicklung


Kurzbeschreibung Sprachentwicklung

Sprachentwicklung München
Sprachentwicklung München

Die Sprachentwicklung ist das Ergebnis der erfolgreichen Interaktion zwischen Kind und Umwelt. Die Hirnreifung, die geistige, sozialemotionale und motorische Entwicklung und die Wahrnehmungsfähigkeiten zu sehen, hören, fühlen sind wichtige Vorraussetzungen für den Beginn des Spracherwerbs. Hinzu kommt das Interesse des Kindes mit seiner Umwelt zu kommunizieren – die Sprechfreude, die es gilt zu bewahren.


Zeitlicher Ablauf Sprachentwicklung


Sprachentwicklung - Die ersten sechs Monate

Die ersten 6 Monate sind stark bestimmt von Reflexen, sowohl im ganzkörperlichen Bereich, wie auch im orofacialen Bereich. Das Kind experimentiert mit seinen Sprechorganen und bildet die unterschiedlichsten Geräusche. Da in dieser Phase die taktilen Reize das Kind animieren und nicht die auditiven Reize – die ausschlaggebend in der zweiten Lallphase werden - wird diese Phase selbst ein hörgeschädigtes Kind durchlaufen.


Sprachentwicklung - sechster bis 12. Monat

Sprachentwicklung Logopädie München
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Erst in der darauf folgenden zweiten Lallphase, die mit ca. ½ Jahr beginnt, passen sich die Laute der Muttersprache an. Das Kind beginnt Silben zu plappern. Das hörgeschädigte Kind wird in dieser Phase verstummen, was die Bedeutung des intakten Hörens für die Sprachentwicklung deutlich macht. Das Kind erlernt zunächst jene Laute, die vorn im Mund und mit den Lippen gebildet werden, wie „m“, „b“, „p“, „n“. Mit 8 bis 9 Monaten beginnt ein Sprachverständnis das sich hauptsächlich noch an Mimik, Gestik und Situation orientiert, aber auch schon erste Regeln der Sprache berücksichtigt (z.B. 1 Wort ist Subjekt)

 

Mit einem Jahr – freies Sitzen und Fortbewegung durch Krabbeln ist bereits möglich – bildet das Kind bereits Lautketten und erste Wörter z.B. Mama, aber vor allem Neuwortschöpfungen, z.B. Hamham für Essen. Im folgenden Jahr geht die Entwicklung sowohl motorisch als auch sprachlich sehr rasant.


Sprachentwicklung - 12. - 18. Monat

Emotionell volitionale Phase: das Kind drückt mit einem Wort einen ganzen Satz aus, z.B. „affi“ für „ich will einen Apfel essen“

 

Assoziativ reproduktiven Phase: Eine Äußerung steht für mehrere Begriffe, z.B. „nassa“ für „Wasser, Trinken, Baden“

 

 

Logisch begriffliche Phase: ein Wort steht nur noch für eine Bedeutung, z.B. „heiß“, steht nur noch für „heiß“ und nicht mehr für „Suppe“


Sprachentwicklung - 24. Monat

Sprachentwicklung
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Mit 24 Monaten kann das Kind sicher Laufen und bereits rennen und klettern. Es versteht einfache Aufforderungen, erlebt eine Wortschatzexplosion und bildet erste Zweiwortsätze, die es durch Betonung und Lautstärke mit weiteren Informationen füllt. Die Laute, die weiter hinten gebildet werden kommen dazu, zuerst „w“, „t“, „d“, dann „g“, „k“. Es kommt vor, dass ein neu erlernter Laut einen bereits beherrschten Laut vorübergehend ersetzt, was sich wieder legt, wenn beide Laute sicher sind und das Kind die Laute sicher unterscheiden kann.


Sprachentwicklung - mit 3 Jahren

Ein Jahr später, mit 3 Jahren, kann es nun fast alle Laute korrekt, bis auf die Zischlaute und komplizierte Konsonantenverbindungen, die in der Regel als letztes kommen. Das Kind besitzt ca. 500 Wörter und verwendet erste Pronomen und Präpositionen. Das Kind stellt in diesem Alter viele Fragen = erstes Fragealter.


Sprachentwicklung - mit 4 Jahren

Mit 4 Jahren sind dann auch die Nebensätze korrekt und das Kind wendet verschiedene Zeiten an. Der passive Wortschatz, der für das Sprachverständnis entscheidend ist, ist immer wesentlich größer als der aktive.

Physiologische Dyslalien werden abgebaut. Grammatik erweitert sich.

Hier ist das 2. Fragealter anzusiedeln.

 

 


Sprachentwicklung - mit 6 Jahren

Sprachentwicklung München
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Ein sechsjähriges Kind besitzt einen aktiven Wortschatz von ca. 5000 Wörtern, in seinem passiven Wortschatz befinden sich aber bereits ca 23 700 Wörter.

 

Zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr kann bei Kindern das entwicklungsbedingte, physiologische Stottern auftreten. Dies ist gekennzeichnet durch lockere Wiederholungen. Normalerweise ist dies nur vorübergehend, erst wenn tonische Elemente, Blockaden hinzutreten, könnte dies ein Zeichen für den Beginn eines Stotterns sein.


Sprachentwicklung aus Sicht der Wissenschaft

Der Spracherwerb vollzieht sich scheinbar wie von selbst. Die Frage ob der Erwerb der Sprache allein durch Nachahmung erlernt wird oder eine gewisse Sprachkenntnis angeboren ist, ist noch umstritten.

 

Die Anhänger der Behaviorismus unterstützen die Imitationstheorie, sie glauben das jedes Verhalten erlernt ist, und somit auch die Sprache beim Erwachsenen abgeschaut. Dagegen spricht, dass der Spracherwerb sehr schnell vor sich geht und ein Kind eine Aussage formulieren kann, die es noch nie zuvor gehört hat. Es lernt also nicht Einzelfälle, sondern dringt in die Tiefe vor und erlernt Regeln, die es aus der Sprache entnimmt (Induktion) ausdehnt (Generalisierung) und erprobt.

Unrichtigkeiten werden verbessert und beseitigt.

 

Sprachentwicklung
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Nach Noam Chomsky, Vertreter des Nativismus, müsste der Spracherwerb bei dieser Art von Hypothesenbildungen und Neubildungen deutlich länger dauern. Ein weiterer Kritikpunkt Chomskys ist, dass Kinder häufig unvollständige Sätze hören oder sogar so gut wie keine Sprachanregungen– Stimulusarmut – haben und trotzdem fähig sind Sprache zu erlernen. Ihr Output ist deutlich höher als ihr Input. Dies überzeugt ihn von der These, dass ein Kind eine Kerngrammatik in sich tragen muss, die bei Input reift und wächst. Eine ähnliche Auffassung vertritt Dan Slobin. Er behauptet dass nicht die Grammatik im Kind schlummert, sondern das Handwerkszeug wie man an Sprache ran geht. Z.B. Achte auf die Wortendungen, Achte auf die Reihenfolge der Wörter.

 

Nach Meinung des Interaktionismus ist die dem Kind angepasste Sprache der Erwachsenen, die sich je nach Entwicklungsstand sich dem Niveau des Kindes anpassen ausschlaggebend für den Erwerb der Sprache.

Piaget, Vertreter des Kognitivismus sieht den Erwerb der Sprache als Nebeneffekt der Ausweitung des geistigen Zugewinns. Sprache ist in seinem Verständnis nichts für sich.